Zwischen Gold und Farben: Immersive Begegnungen mit Klimt und Hundertwasser in Hamburgs HafenCity

Zwischen Gold und Farben: Immersive Begegnungen mit Klimt und Hundertwasser in Hamburgs HafenCity

Am 8. April 2025 eröffnete in der Hamburger HafenCity das “Port des Lumières”, das erste dauerhafte Zentrum für immersive digitale Kunst in Norddeutschland. Dieses innovative Kunstzentrum befindet sich im Westfield Hamburg-Überseequartier und bietet auf einer Fläche von 1.700 Quadratmetern ein einzigartiges Erlebnis für Kunstliebhaber und Neugierige.  

Die Eröffnungsausstellungen umfassen drei beeindruckende Präsentationen:

Gustav Klimt:

Gold und Farbe: Diese Hauptausstellung widmet sich den Werken des österreichischen Malers Gustav Klimt und lässt Besucher in seine berühmten Gemälde eintauchen. 

Hundertwasser:

Eine Hommage an Friedensreich Hundertwasser, die die farbenfrohen und organischen Formen seines Schaffens aufgreift.

Journey:

Ein zeitgenössisches Werk des türkischen Produktionsstudios Nohlab, das die Besucher auf eine experimentelle Reise durch digitale Kunst mitnimmt. 

Das “Port des Lumières” nutzt modernste Technologie, um Kunstwerke auf 10 Meter hohe Wände und den Boden zu projizieren, wodurch ein 360-Grad-Erlebnis entsteht. Insgesamt 80 Videoprojektoren und 50 Audio-Verteilerpunkte schaffen eine immersive Umgebung, die die Sinne anspricht und Kunst auf eine völlig neue Weise erlebbar macht.  

Ein besonderes Highlight ist das “Kids’ Atelier”, ein interaktiver Bereich, in dem Kinder ihre Kreativität entfalten und durch spielerische Aktivitäten eigene künstlerische Erfahrungen sammeln können. 

Die Architektur des Gebäudes spiegelt die maritime Umgebung wider, mit Designelementen wie einer wellenförmigen Fassade und einem nachgebildeten Schiffsbug in der Haupthalle, die an die Nähe zum Hafen erinnern. 

Das “Port des Lumières” ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie digitale Technologien genutzt werden können, um Kunst auf innovative Weise zugänglich zu machen und ein breites Publikum zu begeistern.

Wo Klimts goldene Träume leuchten

Ein Hauch von Jugendstil weht durch die Luft, wenn man die weiten, dunklen Hallen des neuen Port des Lumières betritt und sich plötzlich in ein schimmerndes Universum aus Gold, Ornament und Sinnlichkeit versetzt sieht. Hier, im Herzen der Hamburger HafenCity, tanzen Farben und Formen an den Wänden, als hätte Gustav Klimt selbst den Pinsel geführt – doch nicht auf Leinwand, sondern in Licht. Die Ausstellung „Gustav Klimt – Gold und Farbe“ ist eine Hommage an den österreichischen Meister, der um die Jahrhundertwende die Grenzen der Malerei auf poetische Weise verschob.

Klimts Werke sind mehr als Bilder – sie sind Seelenlandschaften. In ihnen verschmelzen florale Muster mit weiblichen Körpern, byzantinischer Prunk mit innerer Zerbrechlichkeit. „Der Kuss“, vielleicht sein berühmtestes Gemälde, zeigt zwei Liebende in einem Moment stiller Ekstase – ihre Körper in goldenes Gewand gehüllt, ihre Umarmung ein Symbol für Verschmelzung, Hingabe und Transzendenz. In der Projektion im Port des Lumières scheint der Kuss fast zu atmen – goldenes Licht flackert über die Wände, leise Klänge tragen den Moment über Zeit und Raum hinweg in die Gegenwart.

Auch Adele Bloch-Bauer, Klimts geheimnisvolle Muse, blickt den Besucher an – mit dunklen Augen, umrahmt von einem Mosaik aus Symbolen. Klimt malte sie gleich zweimal, als „Goldene Adele“ wurde sie weltberühmt. In der digitalen Darstellung erscheint sie nicht mehr nur als Porträt – sie wird zur lebendigen Figur, die zwischen Traum und Wirklichkeit wandelt.

Immer wieder sind es die Frauen, die in Klimts Kunst zur Hauptfigur werden. Schlafende, liebende, suchende Wesen – wie die „Meerjungfrauen“, die sich in schillernden Farben durch die Tiefe bewegen, geheimnisvoll, entrückt, unerreichbar schön. Oder die „Schlafende Muse“, deren geschlossene Augen uns in eine stille, intime Welt entführen, in der die Zeit nicht zu existieren scheint.

Klimts Malerei ist geprägt von einer tiefen Verbindung zwischen dem Irdischen und dem Spirituellen. Seine Farben – Gold, Purpur, Türkis, Ocker – wirken wie Träume in Materie gegossen. Seine Ornamente, inspiriert von Mosaiken, ostasiatischen Stoffen und ägyptischen Symbolen, erzählen Geschichten, ohne ein einziges Wort zu benötigen.

In der Inszenierung im Port des Lumières verschmilzt all das zu einem einzigartigen Erlebnis: Man steht nicht mehr nur vor einem Bild – man geht hindurch. Es ist ein leuchtender Spaziergang durch Sehnsucht, Schönheit und Stille. Und vielleicht ist das das größte Geschenk dieser Ausstellung: Dass man sich selbst ein wenig verliert – und dabei wiederfindet, in einer Welt aus Gold, Licht und Gefühl.

Hundertwasser – der Maler, der Häuser träumen ließ

Die immersive Ausstellung zu Friedensreich Hundertwasser ist ein lebendiger Spaziergang durch einen Kosmos, in dem sich Malerei, Natur und Architektur innig umarmen.

Hundertwasser war kein gewöhnlicher Künstler – er war ein Poet in Farbe, ein Philosoph der Formen, ein Visionär mit einem kindlichen Staunen im Herzen. Seine Bilder wuchern wie Pflanzen, kreiseln, wachsen, sprudeln. Kein Strich folgt dem nächsten, kein Quadrat bleibt starr. Stattdessen: Spiralen, Wellen, Tropfen, die sich zu Landschaften formen, zu Gesichtern, Häusern, Himmeln. Seine Kunst ist organisch, ungezähmt – ein Plädoyer für das Wilde, das Natürliche, das Unvorhersehbare.

In der Ausstellung im Port des Lumières scheinen seine Bilder zu atmen. „Die unendliche Straße“, „Der große Weg“ oder „Grüne Stadt“ fließen über die Wände wie leuchtende Adern. Die Farben – tiefgrün, blauviolett, sonnengelb, erdrot – umarmen den Raum und wirken wie eine Natur, die sich endlich ihren Platz zurückerobert.

Doch Hundertwasser war mehr als Maler: Er war ein Architekt der Träume. Seine Häuser wirken wie aus Märchen erwacht – mit goldenen Kuppeln, unebenen Böden, begrasten Dächern und bunten Fassaden, die an Kindheitszeichnungen erinnern. Er glaubte, dass der Mensch ein Recht auf ein „Fenster nach Belieben“ habe – dass jede Wohnung eine Verlängerung der Seele sei. Gerade Linien? Für ihn ein Symbol der Entfremdung. Seine Bauwerke – wie das Hundertwasserhaus in Wien oder die Grüne Zitadelle in Magdeburg – sind poetische Gegenentwürfe zu einer Welt aus Beton und Regelwerk.

Im Port des Lumières erwachen diese Ideen auf zauberhafte Weise. Man durchschreitet Räume, in denen sich Wände wölben, Licht sich kräuselt wie Wasser, und bunte Kuppeln über einen hinwegziehen wie freundliche Planeten. Es ist, als würde man durch ein Gemälde laufen, das einen sanft daran erinnert: Die Welt darf bunt sein. Die Welt darf träumen.

Hundertwasser glaubte an die Kraft der Natur, an die Poesie des Einfachen, an die Verantwortung des Menschen, sich mit der Erde zu verbinden – nicht über sie zu herrschen. Seine Kunst ist keine Dekoration, sie ist ein Appell, eine Umarmung, eine Einladung: Schau dich um. Schau in dich hinein. Und beginne, wieder zu fühlen.

Immersiv – das Versprechen, in eine andere Welt zu sinken

Das Wort immersiv klingt schon wie ein sanftes Eintauchen. Wie ein Schritt durch einen Schleier, der die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung auflöst. Es ist kein bloßes Betrachten mehr – es ist ein Erleben mit allen Sinnen, ein sinnlicher Dialog zwischen dem Inneren und dem Äußeren, zwischen Fantasie und Raum, Klang und Bewegung.

Stell dir vor, du betrittst einen Ort, an dem die Wände flüstern, der Boden sich unter dir in Farbe verwandelt und das Licht dich umarmt. Die Welt um dich verschwindet, leise und langsam, wie der Nebel, der sich vom Meer zurückzieht – und du wirst Teil einer anderen Realität. Du gehst nicht einfach durch eine Ausstellung, du versinkst in ihr. Sie hüllt dich ein, trägt dich fort, lässt dich schweben.

Ein immersives Erlebnis ist wie ein lebendiger Traum im Wachzustand. Bilder bewegen sich um dich herum, Musik atmet mit dir, du wirst berührt von Geschichten, die nicht mehr auf Leinwänden wohnen, sondern um dich tanzen wie Lichtreflexe auf Wasser. Du bist nicht mehr Beobachter – du bist Teil der Erzählung, Mitspieler in einem poetischen Moment.

In der Kunst bedeutet Immersion: Du stehst nicht mehr vor einem Bild – du bist in diesem Bild. Klimts Gold schimmert auf deiner Haut, Hundertwassers Farben strömen um dich wie ein Fluss aus Emotionen. Du gehst hindurch wie durch ein Märchen – langsam, staunend, mit offenem Herzen.

Immersiv zu erleben heißt, sich zu verlieren – um sich selbst vielleicht ein bisschen neu zu finden.

Das Port des Lumières bietet somit ein einzigartiges Kunsterlebnis, das traditionelle Betrachtungsweisen überwindet und die Besucher auf eine sinnliche Reise durch Licht, Farbe und Klang mitnimmt. 

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